Cannabinoide sind Inhaltsstoffe der Hanfpflanze (Cannabis).1 Bei Cannabinoiden handelt es sich um sogenannte „sekundäre Pflanzenstoffe“. Sie werden von Drüsen, die sich auf der Pflanzenoberfläche befinden, in Form von Harz gebildet. Dieser Harz dient der Pflanze dazu, sich vor Fressfeinden und Mikroorganismen zu schützen.2 Es gibt mittlerweile über 100 bekannte Cannabinoide, das wohl bekannteste ist Tetrahydrocannabinol, kurz THC.3 Es war das erste Cannabinoid, dessen chemische Struktur identifiziert wurde4 und gehört zusammen mit Cannabidiol, abgekürzt CBD, zu den bedeutendsten Inhaltsstoffen der Hanfpflanze.3

 

Im Körper können Cannabinoide an spezielle Cannabinoidrezeptoren (CB1 und CB2) binden. Diese zwei Rezeptoren sind als Teil des „ECS“, des körpereigenen Endocannabinoidsystems, im ganzen Körper zu finden.1 Das ECS kommt nicht nur in Menschen, sondern in allen Wirbeltieren vor.5 Dabei sitzen die CB1-Rezeptoren vorzugsweise im zentralen Nervensystem, also im Gehirn, und diversen Organen, während die CB2-Rezeptoren sich insbesondere im Immun-, Verdauungs-, und Fortpflanzungstrakt des menschlichen Körpers befinden.6 Durch diese großflächige Verteilung der Rezeptoren können Cannabinoide somit an vielen Stellen im Körper wirken, wo sie unterschiedliche Prozesse in Gang setzen. Diese vielfältige Wirkung von Cannabis im Körper möchte sich auch die Medizin seit einiger Zeit zu Nutze machen und führt daher immer intensivere und aufschlussreichere Studien zur medizinischen Wirkung von Cannabinoiden durch. Die Verwendung von Cannbinoiden zur Behandlung diverser Leiden fand bereits lange vor der Entdeckung des Endocannabinoidsystems oder Strukturaufklärung von THC Anklang.4 Heute kann Medizinalcannabis durch die bessere wissenschaftliche Informationsgrundlage jedoch wesentlich gezielter eingesetzt werden.

 

Referenzen:

  1. Lexikon der Neurowissenschaft: Cannabinoide, unter: https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/cannabinoide/1851 (zuletzt aufgerufen November 2020).
  2. Grotenhermen F. (2018) Endogene Cannabinoide und das Endocannabinoidsystem. In: von Heyden M., Jungaberle H., Majić T. (eds) Handbuch Psychoaktive Substanzen. Springer Reference Psychologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55125-3_39
  3. Russo EB. Taming THC: potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourage effects. Br J Pharmacol 2011;163:1344-1364.
  4. Häußermann K, Grotenhermen F, Milz E. Cannabis. Arbeitshilfe für die Apotheke. 2. aktualisierte Auflage. Deutscher Apothekerverlag, Stuttgart. 2018.
  5. Abramovici H, Lamour SA, Mammen G. Information for Health Care Professionals. Cannabis (marihuana, marijuana) and the cannabinoids. Oktober 2018.
  6. Sarzi-Puttini P et al. Medical cannabis and cannabinoids in rheumatology: where are we now? Expert Rev Clin Immunol 2019;15(10):1019–1032.